Wie findet man einen guten Anwalt oder günstige Rechtsberatung?

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Es gibt drei Dinge, die Menschen schlecht schlafen lassen: Lärm, schlechte Matratzen und Unsicherheit bei Rechtsfragen. Ob man selber beklagt wird oder als Kläger auftritt, weil man sich zu Unrecht behandelt fühlt: Wer seine Rechte nicht kennt, ist in einer schlechten Situation.

Der erste Schritt auf dem Weg zum Recht ist für viele Verbraucher die Anwaltssuche. Doch wie findet man eigentlich einen guten Anwalt?

Für einige Rechtsgebiete hat unsere Redaktion schon gute Anlaufstellen gesammelt. Darüber hinaus gibt es aber auch einige grundsätzliche Empfehlungen, die wir hier gerne teilen möchten.

Erste Maßnahmen bei jedem Rechtsstreit

  1. Ruhig bleiben. Wir leben in einem Rechtsstaat, die Sonne geht jeden Morgen wieder auf. Wer die Sache entspannt angeht, trifft bessere Entscheidungen.
  2. Klären Sie, ob sich der Streit lohnt. Was kostet das Verfahren? Was kann ich gewinnen? Wie gut sind meine Chancen? Kann ich damit leben, falls ich nicht recht bekomme? Wichtig: Ein Prozess kostet immer Nerven. Vermeiden Sie einen Prozess, wenn es um Kleinigkeiten geht.
  3. Wo findet man die passenden Informationen? Falls RechtsTip noch keinen Artikel zum Thema hat, ist die erste Anlaufstelle das Branchenbuch oder das Internet. Stellen Sie sich dabei folgende Fragen: Brauche ich einen Anwalt, der in meiner Nähe sitzt? Brauche ich einen Verteidiger oder eher einen Mediator? Ist mein Fall ein sehr häufiger, z. B. Abmahnung, Blitzer, oder ist mein Fall sehr speziell? Die Antworten auf diese Fragen helfen bei der Suche nach dem richtigen Anwalt.
  4. Einfach mal einen Anwalt anrufen und fragen. Hat er Erfahrung auf dem Gebiet? Was kostet das Verfahren? Was kann ich gewinnen? Wie gut sind meine Chancen? Einfach fragen kostet nichts, solange vorher keine Vergütung vereinbart wurde.
  5. Der erste Anwalt liefert nicht die richtigen Antworten? Es lohnt sich fast immer noch 1–2 weitere Anwälte anzurufen. So gewinnt man nicht nur wertvolle Informationen, sondern findet auch den richtigen Rechtsbeistand für den eigenen Fall.

Beratung und Anwälte für Fachgebiete

Mietrecht

Im Bereich Mietrecht führt der erste Gang viele Verbraucher zum Mieterbund. Sofern es nur darum geht eine Nebenkostenabrechnung überprüfen zu lassen oder allgemeine Fragen zu klären ist dieser Schritt auch richtig. Die Rechtsberatung und die empfohlenen Anwälte sind jedoch stark von der Leistung der jeweiligen Beratungsstelle abhängig.

Eine bessere Adresse zur ersten Kontaktaufnahme mit Fachanwälten ist die Hotline des Anbieters Wenigermiete.de. Hier erhalten Privatpersonen auf Anfrage einen kostenlosen Rückruf von kompetenten Anwälten, die sich dem Sachverhalt ausführlich widmen. Für diese Leistung wurde der Anbieter bereits von der Redaktion von Finanztip sowie einigen großen Tages- und Wochenzeitungen mit Bestnoten ausgezeichnet.

Arbeitsrecht

Wer sich informieren möchte und Mitglied einer Gewerkschaft ist, kann bei seiner regionalen Vertretung nach einer Empfehlung fragen. Eine weitere Adresse, die gute Anwälte vermitteln kann und seinen Mitgliedern kostenlose Rechtsberatung anbietet, ist die Arbeitnehmerhilfe.

Sozialrecht

Für sämtliche Fälle, die in den Bereich des Sozialgesetzbuches fallen, gibt es kompetente und ausführliche Hilfe für Mitglieder im Sozialverband VDK. Die Tätigkeitsfelder des Verbands umfassen unter anderem die Kranken-, Pflege-, Unfall- und Rentenversicherung sowie das Sozialhilfe- und das Schwerbehindertenrecht. Die reine Rechtsberatung durch den VDK ist im Mitgliedsbeitrag enthalten. Nur wenn die Anwälte tätig werden, fallen geringe, zusätzliche Gebühren für die jeweiligen Aufgaben an.

Steuer

Der Lohnsteuerhilfeverein ist bundesweit mit zahlreichen Beratungsstellen vertreten. Gesteuert durch die Bundeszentrale in Emmendingen, erhalten die Betroffenen hier nicht nur Hilfe bei der Anfertigung und Abgabe ihrer privaten Steuererklärung, sondern auch Kontakte zu Anwälten und sogar Rechtshilfe. Wird ein Fehler bei der Steuerklärung gemacht, übernimmt der Verein nicht nur den Einspruch, im Falle von Folgekosten werden diese den Mitgliedern sogar ersetzt.

Beratung und Hilfe für Menschen mit geringem Einkommen

Studentische Rechtsberatung

„Law Clinics“ sind Einrichtungen juristischer Fakultäten mit einem sehr breiten Spektrum von Angeboten für Studenten, aber auch Privatpersonen und sogar Unternehmen. Eine Übersicht der einzelnen Beratungsstellen findet sich auf den Seiten des Bundes Studentischer Rechtsberater.

Je nach Universität reicht das Angebot von der Rechtsberatung für Studenten oder internen Übungsangeboten bis hin zu öffentlichen Terminen in Zusammenarbeit mit kommunalen oder gemeinnützigen Einrichtungen. Oft steht dabei die Rechtsberatung für Menschen mit niedrigem Einkommen oder in prekären sozialen Situationen im Vordergrund.

Gesetzliche Beratungs- und Prozesskostenhilfe

Die staatliche Prozesskostenhilfe ist ein Angebot für Menschen mit niedrigem Einkommen. Zur Beantragung muss bei der Rechtskostenantragsstelle des für den Fall zuständigen Gerichts ein entsprechender Antrag ausgefüllt werden.

Dabei müssen in aller Regel auch Einkommensnachweise vorgelegt werden. Die Einkommensgrenze richtet sich nach einem „einsetzbaren Einkommen“ berechnet. Für die Bemessung werden außerdem verschiedene Abzüge verrechnet. Auch wenn mehrere Familienmitglieder gemeinsam klagen, erhöht sich die Grenze automatisch. Daher kann die Prozesskostenhilfe durchaus auch eine Möglichkeit für Menschen sein, die ansonsten durchaus zu den Normalverdienern zählen würden.

Voraussetzung ist überdies, dass es sich um einen Zivilprozess handelt. Aber auch für Strafsachen oder Verwaltungsangelegenheiten gibt es in vielen Fällen einen Beratungshilfeschein für eine kostenlose Erstberatung bei einem Anwalt der Wahl.

Ein Pflichtverteidiger im Strafprozess wird übrigens nicht wie häufig angenommen vom Staat bezahlt. Die Kosten des für die Verteidigung bestimmten Anwalts werden lediglich von der Staatskasse vorgestreckt und später vom Verurteilten zurückgefordert.

Ausführliche Informationen gibt es auf den Seiten des Bundesministeriums der Justiz.
Alle nötigen Anträge zur Beantragung der Prozesskostenhilfe finden Sie hier: https://justiz.de/formulare/index.php